Keine Jeans mehr kaufen

Nachhaltiger Katastrophenschutz fängt bei Dir an – Was die Jugend von einem Ehrenpräsidenten des THW lernen kann

Auf den ersten Blick wirkt es, als würden sich zwei Welten begegnen. In Berlin trifft THW Ehrenpräsident Albrecht Broemme auf junge Menschen, die am Jugend-Zukunfts-Forum der young leaders GmbH teilnehmen. Doch schon das Thema seines Vortrags, „Nachhaltiger Katastrophenschutz“ schlägt Brücken zwischen den Generationen. Brücken, wie sie Albrecht Broemme in seiner gesamten THW- Laufbahn immer wieder mit bauen durfte, um Menschen in Notsituationen wieder zu verbinden. Mit Leuchten in seinen Augen berichtet er über die emotional bewegenden und schönen Momente, die der Bau einer THW-Brücke in ihm auslösen. Dabei hebt Broemme nicht nur die Brücke als verbindendes Element hervor, sondern auch die Teamleistung, die der Brückenbau im Katastrophenfall erfordert, die genauso hoch einzuschätzen ist, wie die Brücke selbst. Beides, so Broemme, sind die prägenden schönen Momente in seiner THW-Laufbahn. Selbstbewusst fährt er jedoch fort, dass auch der Misserfolg ein wichtiger und emotionaler Bestandteil der THW Arbeit ist. Die Erdbebenkatastrophe in Haiti ist so ein Misserfolg, bei der die vor Ort Hilfe gut abgelaufen ist, die Nachhaltigkeit der Maßnahmen jedoch nicht genügend Ausprägung vorweisen konnten.

Sehr ähnlich beschreibt der 29-Jährige stellvertretende THW-Ortsbeauftragte für Eschwege im Werra-Meißner-Kreis, Timo Sippel, die Arbeit im THW. Das gemeinsame Helfen, anderen Menschen nach einer Katastrophe wieder eine Perspektive zu geben, ist die Motivation für sein Engagement beim THW, dem er seit seinem elften Lebensjahr angehört. „Daneben ist, wie bei jedem Ehrenamt, die persönliche Überzeugung sich ehrenamtlich für die Gemeinschaft einzusetzen ein wesentlicher Faktor“, so Sippel.

Lassen sich Katastrophen wie im Ahrtal verhindern?

Es gibt keine mustergültige Antwort auf diese Frage, die „eine umfangreiche Analyse“ erfordert und gleichzeitig weitere Fragen aufwirft, z.B. „ob die aktuellen Regenmengen zum Standard werden“, so Albrecht Broemme. Klarheit besteht für ihn nur darin, „dass tiefgreifende Einschnitte in Land-, Forst- und Wasser-/Abwasserwirtschaft erforderlich sind“, um die Katastrophen dieses Formats zu verhindern.

Knapp sieben Wochen verbrachte Timo Sippel in den betroffenen Gebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, sein bisher längster und erfahrungsreichster Einsatz im THW. Auch er ist überzeugt, dass Klimaschutz zentrale Aufgabe unserer Gesellschaft werden muss.

Lebensweisheiten für junge Menschen

Sehr ergriffen und fast mahnend erwidert Broemme die Frage, welche Lebensweisheiten er für junge Menschen hat. „Es gibt Schaffensphasen im Leben, in denen alles um einen herum in Vergessenheit gerät und es gibt andere Phasen, in denen es nicht so ist und wir Zeit zum Regenerieren haben“, sagt Broemme und empfiehlt den jungen Menschen für ein Jahr ins Ausland zu gehen. „Aber nicht zum work-and-travel nach Australien, sondern in Länder wie z.B. Moldawien oder Georgien. Wichtig ist, andere Perspektiven zu bekommen, auf das Leben in diesen Ländern und besonders auch von außen auf Deutschland.“

Er findet es gut, dass das Thema der Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert in der öffentlichen Diskussion erfährt, betont aber, dass Nachhaltigkeit in vielen Bereichen Einfluss nehmen, nicht aber dominant werden soll.

Die einfachste Art nachhaltigen Handelns fängt bei jedem persönlich an. Man müsse kein Veganer werden, es helfe schon, wenn man sein Fleisch bewusst beim Metzger aus der Region kauft. Auf die Frage, was er uns jungen Menschen mit auf den Weg geben kann, um unsere Lebensweise nachhaltiger zu gestalten antwortet Broemme gelassen: „Keine Jeans mehr kaufen!“